In unserem dritten 2024-Interview mit einem Mitglied der International Tax Stamp Association (ITSA) sprechen wir mit Marietta Ulrich-Horn, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Securikett.
Herausgeberin: Nicola Sudan
Quelle: Tax Stamp & Traceability News (taxstamptraceabilitynews.com)
Als Unternehmerin und Wissenschaftlerin mit einem Hintergrund in Sozial- und Kulturanthropologie und Betriebswirtschaft konzentriert sich Marietta auf die Forschung und Entwicklung physischer und digitaler Produkte, Organisationsstrukturen und allgemeine Wachstumsstrategien. Ihre besondere Leidenschaft gilt der Entwicklung internationaler Normen, und sie genießt den Austausch mit Gleichgesinnten, um die Branche voranzubringen.
Marietta beschreibt die Aufgabe von Securikett als „Wege zu finden, die Benutzer bei der Identifizierung des Echten zu unterstützen“. Ob es sich um Verbraucher oder autorisiertes Personal handelt, das Ziel ist es, dass sie den Produkten, die sie vor sich haben, vertrauen können. Erreicht wird dies durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung, die zu Innovationen sowohl bei digitalen als auch bei physischen Merkmalen führen und eine sichere Verfolgung, Rückverfolgung und Identifizierung ermöglichen.
Securikett liefert von Österreich aus Sicherheitsetiketten und IT-Dienstleistungen in mehr als 30 Länder weltweit.
Marietta Ulrich-Horn
F: Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen in der Steuermarken-Industrie?
A: Wir liefern vor allem Steuermarken für die Tabakindustrie und, eng damit verbunden, Siegel und Marken, die es ermöglichen, dass Arzneimittel den Vorschriften entsprechen. Wir bieten Steuermarken mit dem gleichen Design und Inhalt, aber in verschiedenen Formaten an, wie z. B. Papiermarken in Stapeln oder VOID Etiketten aus Papier oder Kunststoff.
Unsere Innovationen betreffen auch die VOID-Technologie, d. h. Etiketten mit mehreren Schichten, die nach dem Entfernen oder Manipulieren einen unwiderruflichen Effekt enthüllen. Wir haben dafür eine ganze Reihe von Techniken entwickelt und sind auch für die Integration anderer Sicherheitsmerkmale in unsere Etiketten bekannt, einschließlich variabler Daten wie Unique Identifiers (UIDs), die jetzt in den Vordergrund der Sicherheitskennzeichnung rücken.
F: Was ist Ihrer Meinung nach der interessanteste Aspekt von Steuermarken und/oder der Branche?
A: Es gibt einen klaren Trend zur Digitalisierung. Zum einen ist da der Prozess der Steuermarkenausgabe und die Rückverfolgbarkeit dieses Prozesses selbst, mit der Fragen beantwortet werden können wie: „Welche Organisation hat welche UIDs erhalten, wann sind sie auf den Markt gekommen, und was sind die Zielabsatzgebiete für Produkte, die Steuermarken tragen?“ Zweitens ist die Einfachheit der Überprüfung einer UID im Vergleich zur Analyse eines bloßen Sicherheitsabdrucks, wie dies in der Vergangenheit der Fall war, unschlagbar. Physische Sicherheit ist natürlich nach wie vor notwendig, um gefälschte Websites auszuschließen, die den Anschein erwecken könnten, offiziell zu sein.
Drittens ist die Steuermarke in einigen Fällen lediglich eine digitale Marke ohne Etikett. Die Sicherheit und die Architektur des IT-Dienstes, der hinter solchen Fällen steht, ist sogar noch kritischer.
F: Welche Veränderungen haben Sie während Ihrer Tätigkeit in der Steuermarkenbranche erlebt?
A: Neben der Digitalisierung finden Steuermarken immer mehr Anwendung, da sie vor allem in den Schwellenländern, wo diese Einnahmen am dringendsten benötigt werden, Sicherheit für Steuereinnahmen bieten. Eine Steuermarke ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Steuer gezahlt wurde. So einfach ist das.
F: Welche Veränderungen sehen Sie für die Zukunft in der Branche voraus?
A: Ich sehe, dass ähnliche Anwendungen, einschließlich Steuermarken, zusammenwachsen, sich überschneiden und schließlich zu einem großen interoperablen Netz von IT-Diensten werden, das UIDs auf Gegenständen unterstützt und verifiziert. Viele dieser sich überschneidenden Anwendungen werden durch Vorschriften initiiert, nicht nur in der EU, sondern weltweit.
Einige Beispiele sind Pfandsysteme oder „digitale Zwillings“-Informationen auf einem Produkt, wie sie im digitalen Produktpass der EU vorgeschrieben sind, der die Recyclingfähigkeit und den gesamten Lebenszyklus von Produkten verbessert.
F: Welche Änderung der Steuermarken oder der Branche würden Sie gerne sehen?
A: Wir sollten offen für diese Gesetzgebungstendenzen sein, aktiv mit wirklich professionellen IT-Diensten zusammenarbeiten und die Vorteile der Interoperabilität herausstellen. Da dies nicht von selbst geschieht, müssen die Mitglieder der ITSA proaktiv vorbildliche Anwendungsfälle einführen, einschließlich der Zusammenarbeit zwischen Wettbewerbern.
F: Worin bestehen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in der heutigen Branche?
A: Es besteht eine Wissenslücke zwischen den offiziellen Stellen, die die Steuermarken ausschreiben, und den Herausforderungen von morgen, die uns in der Branche bereits klar sind. Je mehr Fragen wie „eine einheitliche Kennung pro Artikel für viele Zwecke“ angegangen werden, desto schneller und hilfreicher können sie zum Nutzen der Finanzbehörden umgesetzt werden.
F: Wie kann Ihrer Meinung nach die Synergie zwischen physischen und digitalen Merkmalen zur Wirksamkeit von Steuermarkenprogrammen beitragen?
A: Physische und digitale Merkmale schaffen eine „mehrschichtige Sicherheit“, wie wir es nennen, die im Grunde kugelsicher ist. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass sichtbare Merkmale, wie z. B. Sicherheitsetiketten, für jedermann das erste Zeichen sind, um zu erkennen, dass die Steuer gezahlt wurde. Sie sind „ein Einstiegspunkt für die Kontrolle“, wie die Experten sagen.
F: Warum glauben Sie, dass die Entwicklung von Normen für die Industrie wichtig ist?
A: Ich habe bereits auf die Wissenslücke zwischen denjenigen, die ein Steuermarkenprogramm ausschreiben – sowohl in Bezug auf die physischen als auch die digitalen Aspekte – und den Lösungsanbietern hingewiesen. Normen können dazu beitragen, diese Lücke zu schließen, indem sie den Nutzern den Weg zum besten Ergebnis unter kontrollierten, „standardisierten“ Bedingungen weisen.
Normen dienen natürlich nicht nur der Orientierung der Nutzer. Wenn sie geschrieben werden, bringen sie auch führende Experten der Branche zusammen, um sich auf gemeinsame Leitlinien zu einigen, was wiederum die Technologieentwicklung beschleunigt. Bei solchen Szenarien gewinnen alle.